in Basel

Bau 1 – Sonderbarer Auswuchs der Sondernutzungsplanungspraxis

Man mag es aus gestalterischer Sicht mögen oder nicht – das aktuell höchste Gebäude der Schweiz – der ‘Bau 1’ oder Roche-Turm.

Mit Sicherheit kann gesagt werden, dass dieser einer der bisher sonderbarsten Auswüchse der Sondernutzungsplanungspraxis ist, wenn auch im Gegensatz zum bis anhin höchsten Gebäude dem PrimeTower, gemäss Planungs- und Baugesetz des Kantons Basel Stadt eine Mehrwertabgabe (Ein eigentlich von mir hoch gelobtes Instrument) von um die 12 Mio. (Marginale 3% der Bausumme) geleistet werden musste.

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Bild: Aussicht morgens von der Top Floor Cafeteria, April 2015, roche.com

Die Praxis der Sondernutzungsplanung:

Wenn ein Projekt die Vorschriften für die Bauzone nicht erfüllt, braucht es eine situationsbezogenen, massgeschneiderte Regeln in Form eines Gestaltungsplans (Kanton Basel Stadt Bebauungsplan). Im Siedlungsgebiet hat dieser häufig den Zweck städtebauliche und architektonische Qualität zu sichern.

Dies bedeutet, dass Grundstückeigentümer und Planungsabteilung mit Hilfe des Architekten unter andere, Rahmenbedingungen wie:

– das Mass der baulichen Nutzung;

– Lage, die Grösse, die Form und die Gestlatung von Grundstücken, Bauten und Freiflächen;

– die Erschliessung:

– die Zahl und die Nutzung privater Abstellpätze für Fahrzeuge;

– die Gestaltung von Strassenräumen;

in einem Sondernutzungsplan aushandeln und ausformulieren, um diese dann durch den Regierungsrat absegnen zu lassen.

Eine allgemeinverbindliche Systematik wo, wieso, von was, wieviel gebaut werden darf gibt es hierfür nicht.

Für ‘läppische’ 12 Mio. Mehwertabgabe konnte fünfmal mehr gebaut werden als gemäss Bauzone und mit dem Bau 2 soll ein noch höheres Bürogebäude sowie weitere hohe Gebäude für Forschung und Entwicklung dazu kommen. Hyperdichte (A21.1) dürfte irgendwie schon mehr für die Allgemeinheit abwerfen, nicht?

Für eine ganzheiltich nachhaltige Quartiergestaltung müsste in fussläufiger Nähe ein Vielfaches der für Büronutzungen geschaffene BGF an Wohnraum, gefolgt von Quartierinfrastruktur, geschaffen werden. Siehe hierzu mein früherer Blog-Eintrag zur Hyperdichte im Battery Park Manhatten. Mit der Beschaffung von Wohnraum scheint sich die Stadt Basel einiges schwerer zu tun, meldeten Kanton Basel-Stadt mit 0.34 Prozent die tiefsten Leerwohnungsziffern des Landes.

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